Heute schon geatmet?

„Ja sicherlich“, werden Sie mir lachend antworten. Vielleicht sind Sie sogar ein wenig empört über eine solch banale Frage und entgegnen verunsichert oder gar hämisch: „Selbstverständlich atme ich“. Doch ich würde darauf erwidern: “Sie holen Luft, um am Leben zu bleiben und um Ihre Körperfunktionen aufrecht zu erhalten. Atmen aber fühlt sich anders an!“

Atmen ist ein unbewusster selbstständiger Reflex wie unser Herzschlag. Alles nimmt seinen Lauf, denn es ist gut so, dass wir uns nicht auch noch um unsere Vitalfunktionen kümmern müssen. Doch wie fühlt es sich an, wenn wir in die Knie gehen, um einen schweren Gegenstand aufzuheben?

Wir gehen in die Knie – und atmen aus. Dann umfassen wir den Gegenstand – und atmen tief ein. Während wir nach oben kommen – atmen wir kräftig aus, das gibt uns Schwung und Kraft und lässt uns unsere Last leichter tragen. Diese Last kann eine Tasche mit Dingen des täglichen Bedarfs oder ein Kleinkind sein. Sie kann aber auch ein tiefer, heftiger Schmerz oder eine schwere emotionale Last sein, die schon seit langem auf unseren Schultern liegt.

Wie wäre es, wenn Sie ab und an versuchen, bewusst zu atmen?

Stellen Sie sich doch mal an ein geöffnetes Fenster und holen Sie tief durch die Nase Luft. Zählen Sie in Gedanken schnell bis 5, beim Ausatmen durch den geöffneten Mund zählen Sie dann bis 7 oder 8. Wichtig ist, dass Sie langsamer ausatmen als ein. Wiederholen Sie die Prozedur und versuchen Sie, Ihre Zählzeiten auszubauen. Einatmen bis 7, ausatmen bis 12 oder gar 14 usw. Fühlen Sie in sich hinein. Wohin fließt die Luft? Merken Sie, wie der kalte Strom Ihren Körper erobert und sich erwärmt? Nehmen Sie Ihre Sorgen, Ängste und Nöte und hauchen Sie sie aus. Merken Sie, wie es Ihnen immer leichter ums Herz wird?

Wann immer Sie die Angst packt, Sorgen plagen oder Sie eine Unsicherheit erfasst - konzentrieren Sie sich auf Ihren Atem, zählen Sie und bleiben Sie ganz bei sich. Sie werden schnell merken, wie gut das tut und wie leicht alles wird.

Aberglaube

Aberglaube ist ein Wort, das viele Menschen in seinen Bann zieht. Kaum ist es ausgesprochen, fallen einem Dinge ein wie: schwarze Katzen, die Zahl 13, Freitag der 13te, Salz und Zucker, Leitern, Kleeblätter, Schornsteinfeger usw. Diese Liste könnte man unendlich fortführen. Tatsache ist, dass all diese Gedanken abergläubischen Menschen Angst machen. Ihnen fehlt deshalb der Willen der freien Entscheidung, der freien Entfaltung, die Selbstsicherheit und die Gedanken an vollkommenes Glück.

Aber-Glaube – doch! Was man Dir und vielen Generationen vor Dir versucht hat einzutrichtern!

Der Glaube daran, dass uns etwas Schlimmes passiert, wenn wir dies oder das tun oder eben nicht, ist indoktriniert. Es ist uns über viele Generationen hinweg anerzogen worden.

Indoktrination ist ein psychologisches Mittel, um Menschen darauf zu eichen, das zu tun oder zu lassen, was einer Gruppe von wenigen Menschen zugutekommt.

Nun könnte man sich fragen, was bzw. wer hat denn was davon, wenn ich nicht unter einer Leiter langgehe oder an einem Freitag den 13ten lieber Vorsicht walten lasse?

Angst ist hier das Zauberwort. Solange Sie Angst vor einer unüberlegten Handlung haben, sind Sie abgelenkt und beschäftigt mit diesen Gedanken. Sie werden keine Zeit haben, nach links oder rechts zu schauen, da Ihr Blick himmelwärts gerichtet ist, sonst könnte es passieren, dass Sie doch unter einer Leiter langgehen. Wer dem indoktrinierten Aberglauben verfällt, der hört nicht mehr auf seine innere Stimme und wandelt sozusagen selbstvergessen seines Weges.

Abhilfe schafft die eigene Umerziehung. Was sollte denn schon passieren, wenn eine schwarze Katze ihren Weg kreuzt? Ist es so schlimm, wenn der Zucker die Tasse verfehlt und auf dem Boden landet? Was sollte eine schwarze Katze vermögen, was nicht auch eine weiße Katze könnte? Und ja richtig, wenn der Zucker überall verstreut ist, kann es zu einer furchtbar klebrigen Angelegenheit werden, ihn zu entfernen.

Also bitte, glauben Sie, was Sie möchten und nicht was andere Ihnen einreden!

Meine herzliche und liebevolle Empfehlung zu diesem Thema ist der Podcast von Imke Hausner und Anne Mareike Schultz Freitag der 13 - ein Tag für Unglücke oder doch etwas ganz anderes?

Schlüsselerlebnis

Während meiner Schulzeit wurde von meinen Klassenkameraden und mir verlangt, einen Aufsatz mit der Überschrift „Spaziergang durch den Herbstwald“ zu schreiben.

Der Deutschunterricht gehörte nicht zu meinen Stärken. Grammatik und Rechtschreibung wollten mir partout nicht gelingen. Nun, was blieb mir übrig? Die Aufgabe war gestellt und ich musste sie ausführen. Ich setzte mich vor ein Blatt Papier und stellte mir vor, wie ich durch einen Wald spazierte. Ich fühlte tief in mich hinein und sog alles auf was ich sah, hörte, roch und fühlte. Ich assoziierte. Ich schrieb alles auf das bis dato leere Blatt Papier. Ich schrieb von Baumwipfeln, von Blättern im Wind, von den letzten kräftigen Sonnenstrahlen, die den Waldboden erhellten, von Vogelgezwitscher und Herbstduft. Ich sah so unendlich viel, doch kaum mehr als eine DIN A4 Seite wollte meine Schreibkunst nicht hervorbringen. Gefrustet übergab ich meinem Lehrer das Werk. Natürlich dauerte die in Augenscheinnahme und die Bewertung ewig, doch dann kam der Tag der Rückgabe.

Es hagelte Vieren, Fünfen und Sechsen. Ab und an konnte sich auch jemand über eine Drei freuen. Alle Arbeiten waren verteilt, nur meine hielt mein Klassenlehrer noch in seinen Händen. Mir schwante Böses. Mir war sehr unwohl zumute.

„Hört zu!“, tönte es aus dem Mund unseres Lehrers und er begann, meinen Aufsatz vorzulesen. In der Klasse herrschte Totenstille, was sonst nie der Fall war. Am Ende angelangt sagte unser Lehrer in die Klasse: „War das ein Waldspaziergang!“ Alle Augen waren auf mich gerichtet und ergriffenes Nicken bestätigten seine Worte. Das war der letzte, was ich von meinem Aufsatz sah. Ich konnte ihn nicht einmal stolz meinen Eltern präsentieren, denn mein Lehrer versenkte ihn sofort wieder in seiner Aktentasche. Dort liegt er wahrscheinlich noch heute zwischen Butterbrotpapier und Pfeifentabak.

Seit diesem Zeitpunkt weiß ich, dass mir Grammatik und Rechtschreibung nicht liegen, wohl aber Vorstellungskraft und die Begabung, sie nutzbringend einzusetzen. Ich bin meinem Lehrer auch heute noch aus tiefstem Herzen dankbar, dass er mich dies lehrte.

Claudia Lüdtke
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